Weithin sichtbares und markantestes Zeichen von Erdmannhausen ist der Kirchturm unserer Januariuskirche. Er ist älter als die übrigen Teile des Kirchenbaus, seine Gründung wird im 12. Jahrhundert vermutet.
In den ersten Jahrhunderten diente er neben seiner Funktion als Glockenturm als Zufluchtsort für die Bevölkerung von Erdmannhausen. Auf den ersten vier Stockwerken fanden bis zu 600 Menschen
Zuflucht. Dabei ist zu beachten, dass sich die erste Ebene nicht im Erdgeschoss befand. Der dort liegende Raum, die heutige Sakristei, war wie der ganze Turm nur vom 1. Stock aus begehbar und diente
als eine sichere Schatzkammer für das Hab und Gut der Menschen bei Raubzügen. Von der Empore aus ist der Eingang noch hinter/über dem heutigen Turmaufgang neben dem Baldachin zu erkennen. Von außen
ist diese Schutzfunktion des Turmes vor allem an den kleinen Scharten zu erkennen, die nur wenig Licht in das Innere lassen.
Ursprünglich zierte den Turm ein für Württemberg übliches Zeltdach. 1801 war dies so baufällig, dass ein Ersatzbau notwendig war. Die Gemeinde beauftragte als Ersatzbau eine welsche, spätbarocke
Haube mit abschließende „Laterne". Dies passte Obrigkeit nicht so recht ins Bild,
weshalb die „Kommunvorsteher" einen ordentlichen Rüffel kassierten. Die Januariuskirche behielt aber ihr markantes Aussehen. Im Inneren des Turms befinden sich noch die Läutwerke aus den vergangenen
Jahrhunderten. Ebenso sind noch Vorrichtungen zu erkennen, die dem manuellen Seilzug der Glocken dienten. Im Gemäuer stecken noch Reste des mittelalterlichen hölzernen Baugerüsts.